Weihnachten können wir wieder nicht normal und entspannt feiern. Die Pandemie ist noch da und Geschenke haben Lieferprobleme. Das heißt: kleiner planen, umplanen und vielleicht auch unliebsame Entscheidungen im Familien- oder Bekanntenkreis treffen. Und dafür brauchen wir Stehvermögen und Selbstvertrauen. Deshalb sollten wir uns ganz schnell vor dem Fest nochmal klarmachen, dass wir ein Geschenk haben, für das es keine Lieferprobleme gibt:
uns selbst! Die eigene Wertschätzung ist unsagbar wichtig
Warum fällt es uns so schwer, uns dafür anzuerkennen, was wir leisten?
Hierfür gibt es mannigfaltige Gründe, die alle auf eine frühe Prägung durch Familie und Gesellschaft zurückgehen und mit Erwartungen und Ansprüchen zu tun haben, die wir irgendwann als unsere eigenen angenommen haben.
Wenn wir mit der Überzeugung groß geworden sind, „nur wenn ich mich richtig anstrenge ist das Ergebnis lobenswert“, dann wäre es ja wie ein Verrat an dieser Überzeugung, wenn ich mich selbst loben würde für ein Ergebnis, das mir ganz leichtgefallen ist.
Überzeugungen sind Denkgewohnheiten, die im Gehirn abgespeichert sind und diese zu verändern heißt mit lebenslangen Gewohnheiten zu brechen. Da dürfen wir schon eine Runde Selbstmitgefühl haben, dass es uns schwerfällt dies zu verändern.
Viele sind mit dem Sprichwort „Eigenlob stinkt“ aufgewachsen. Es ist (noch) Teil unserer Kultur. Sicherlich einer der Gründe, warum es uns so schwer fällt uns selbst zu loben.
- Vielleicht wurden wir von unseren Eltern nur selten oder gar nicht gelobt.
- Vielleicht haben Eltern und andere Bezugspersonen mehr auf das geschaut, was nicht so gut klappte und uns kritisiert. Dadurch haben wir unbewusst übernommen nur auf unsere Schwächen und Fehler zu achten.
- Vielleicht schauen wir mehr auf die großen Ereignisse, wie bestandene Prüfungen und Abschlüsse und bewerten die alltäglichen kleinen Dinge, als nicht wo wichtig.
- Vielleicht vergleichen wir uns mit anderen und bewerten deren Leitungen höher als unsere eigenen. Denn auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner.
Es gibt viele mögliche Ursachen, die als Kulturmuster oder individuelle Denkgewohnheit unser Leben mitbestimmen.
➡️ Wie leicht fällt es dir dich selbst zu loben?
➡️ Welche Denkmuster hast du beim Thema „Eigenlob“
Sind wir von Sprüchen wie „Eigenlob stinkt“ schon lange entfernt?
Nein, ich denke, die Wirkung ist in unserer Kultur noch deutlich zu finden. Es ist sicher besser geworden und Kinder lernen in der Schule schon ihre Stärken zu benennen. Gleichzeitig werden sie benotet und ihre Fehler gezählt. Das heißt unser gesamtheitliches System bekommt widersprüchliche Informationen, mit denen wir uns in einer Übergangsphase befinden. Um einen großen Abstand zu Sprüchen wie >>Eigenlob stinkt<< zu bekommen, braucht es eine bewusste Auseinandersetzung damit und das muss jede Einzelne für sich leisten.
Die Forderungen der Leistungsgesellschaft führen dazu, dass sich zwei Extreme zeigen.
Auf der einen Seite das Gefühl nie gut genug zu sein und der Anspruch auf Perfektion.
Auf der anderen Seite die Selbstüberschätzung, weil dem SCHEIN mehr Wert beigemessen wird, wie dem SEIN.
➡️ Wenn du diese beiden Extreme als Leitplanken rechts und links der Straße ansiehst, wo fährst du?
Wir verhalten uns nicht immer gleich. Deshalb ist es sicherlich so, dass du mal mittiger, mal mehr rechts und mal mehr links fährst, je nach Kontext.
➡️ Passt deine Fahrweise zum Kontext? Ist es hilfreich und unterstützt dein Verhalten, das was du erreichen möchtest?
Für uns selbst freuen
Das wir Freude an unserem Leben haben, an den Dingen, die wir tun, ist enorm wichtig. Die Zeit, die wir bewusst mit uns selbst verbringen ist wertvoll und das größte Geschenk, das wir uns selbst machen können.
Wir selbst sind oft unsere größten Kritiker.
Die eigene Wertschätzung zählt deshalb mehr, wie die von unseren Mitmenschen.
Wir meinen, dass wir denen nicht wirklich glauben können, Freunde und Partner finden alles großartig was wir machen und den Therapeuten oder Coach bezahlen wir dafür.
Das stimmt nicht wirklich, denn gute Freunde sagen uns ehrlich ihre Meinung und ein Coach ist u.a. dafür da unsere Einschätzung von uns selbst und anderen zu hinterfragen.
Und wenn etwas gut geklappt hat, ja, dann kann man durchaus sagen „wow, ich bin begeistert von mir selbst. Wie gut mir das gelungen ist.“
Probiere es aus
- Ich bin begeistert von mir, mit welcher Leichtigkeit ich die Treppe hochgegangen bin.
- Ich bin begeistert von mir, wie geschickt ich den Konflikt mit der Kollegin gelöst habe.
- Ich bin begeistert von mir, welch leckeres Essen ich gekocht habe.
- Ich bin begeistert von mir, …
➡️ Was begeistert dich an dir selbst?
Jedes Mal, ein verbales Schulterklopfen.
Klopfe dir selbst auf die Schulter
Wenn es nicht beim verbalen Schulterklopfer bleiben soll, dann empfehle ich dir es tatsächlich physisch zu tun. Beobachte dich dabei – was tut der Rest deines Körpers, wenn du dir auf die Schulter klopfst? Wird es eng, ziehst du dich zusammen?
Beachte die Bilder und unterstütze dich selbst.
Die eigenen Erfolge feiern
Hier gibt es viele Möglichkeiten.
Du kannst zum Beispiel ein Erfolgsbuch schreiben – am Abend aufschreiben was gut funktioniert hat. Verkaufsabschlüsse oder bestandene Prüfungen merkt man sich natürlich aber das schmackhafte selbstgekochte essen, das nette Gespräch mit der Nachbarin oder die gute Atmosphäre beim Meeting gerät leicht in den Hintergrund im schnellen Tempo des Alltags. Es kann helfen sich abends hinzusetzen und aufzuschreiben, was gut geklappt hat, wofür man sich selbst applaudieren kann oder wofür man dankbar ist, was einen zum Lächeln gebracht hat und wie man das Leben von anderen bereichert hat.
Es sich bewusst machen ist eine Form des Feierns. Ich kann mich aber auch selbst belohnen. Hier geht es nicht darum viel Geld auszugeben, sondern etwas zu tun, wozu man sich sonst nicht die Zeit nimmt.
Erfolge feiern ist individuell sehr unterschiedlich.
Finde deine Form, die auch nicht immer gleich sein muss.
Für den einen heißt das Musik aufdrehen, tanzen und ein Glas Sekt trinken,
für die andere ist es ein Spaziergang – alleine oder mit Freunden –
Oder
- in die Badewanne legen
- das Lieblingsessen kochen
- ein Buch lesen und sich mit der Decke auf dem Sofa einkuscheln
- einen Podcast hören
- Freunde einladen und mit ihnen gemeinsam den Erfolg feiern
- Klopfe dir selbst auf die Schulter – verbal und mit deiner eigenen Hand
➡️ Was spricht dich am meisten an?
➡️ Wie möchtest du deinen nächsten Erfolg feiern
Wertschätze dich selbst mit Gesten
Eine Geste ist eine spontane oder bewusst eingesetzte Bewegung des Körpers, besonders der Hände und des Kopfes, die jemandes Worte begleitet oder ersetzt und eine bestimmte innere Haltung ausdrückt. (kann man so im Google Wörterbuch nachlesen)
Mit Gesten können wir manchmal mehr ausdrücken, als mit Worten:
Gesten unterstützen die Kommunikation mit unseren Mitmenschen und können für Klarheit sorgen, wenn man mit Worten noch rumstammelt.
Gesten unterstützen auch die Kommunikation mit mir selbst und können zur Selbstberuhigung oder Aktivierung eingesetzt werden.
- Mit beiden Armen den Oberkörper umfassen und sich selbst umarmen.
- Beide Hände auf das Brustbein legen und der Atmung nachspüren.
- Die Handflächen aneinander reiben und einmal klatschen – auf, los geht’s.
- Sich selbst im Spiegel in die Augen schauen und anlächeln.
- Die „Ich liebe Dich“ Geste aus der Gebärdensprache, siehe die Varianten im folgenden Bild.
Zu Weihnachten - erstmal mit sich selbst zufrieden sein
Gerade wenn wir auf die äußeren Umstände nur wenig Einfluss haben, ist es wichtig den Fokus auf das zu lenken, was wir beeinflussen können. Und das ist unsere Einstellung zu uns selbst, wie wir mit uns selbst umgehen. Die Aufmerksamkeit die wir uns selbst schenken, die Selbstfürsorge, das Selbstmitgefühl.
Dazu zählt auch mal nein sagen. Zu sich selbst stehen, auch wenn man sich damit unbequem macht.
Beschenke Dich selbst mit deiner Aufmerksamkeit, mit deiner Selbstliebe und Wertschätzung für alles was du dieses Jahr geschafft hast. Und habe Mitgefühl mit dir für das was nicht so gelaufen ist, obwohl du dich darum bemüht hast.
